Herzlich Willkommen

auf unserem Pony- & Eselhof

Escort-Esel: Wandern im Westerwald mit Stute „Gipsy“
von Jan-Geert Wolff

Unser Autor wandert mit der eigenwilligen Eseldame Gipsy im Schlepptau durch den Westerwald. Eine tierische Erleuchtung. Jan-Geert Wolff hatte sich eine Eselwanderung gewünscht: Geschenkt bekam er eine Tour mit den beiden Stuten Gipsy und Lisa.

Stille. Das einzige, was ans Ohr dringt, ist das Malmen einer meiner Begleiterinnen: Gelassen kaut sie eine Brombeerranke, eine Distel, einen vom Baum gefallenen Apfel. Wir sind zu viert: Susanne und ich, Lisa und ihre Tochter Gipsy. Susanne und ich sind 45 Jahre alt, Lisa 26 und Gipsy 22. Lisa und Gipsy sind Esel.
Das hatte ich mir schon letztes Jahr zu Weihnachten gewünscht: eine Eselwanderung. Der Wunsch entstand nach der Lektüre von Andy Merrifields Buch „Die Weisheit der Esel“ über seine Reise zu Fuß durch die Auvergne – mit dem grauen Langohr Gribouille. Den Weg zu sich selbst, den Merrifield am Ende geht, werden wir an unseren zwei Tagen Ende 2018 im Westerwald wohl nicht finden. Aber wir lernen mit Nadine Ludwig die sympathische Betreiberin des Ponyhofs Forstmühle bei Braubach am Rhein kennen. Und mit Lisa und Gipsy zwei von vier Eseln, die man hier für Eselwanderungen mieten kann. Ein Escort-Service der besonderen Art. Sie sind nicht störrisch, aber sie haben ihren Willen…
Wenn die Escort-Dame willig wäre. Das ist gerade nicht der Fall. Dabei hat es doch so gut angefangen: Nach der Begrüßung durften wir die Esel erst mal striegeln. Anders als gedacht haben diese Tiere kein struppiges, borstiges, sondern ein erstaunlich weiches Fell, das sich in der spätherbstlichen Sonne angenehm aufwärmt. Bei Pferden ist diese Behaarung ziemlich wasserundurchlässig, bei Eseln nicht, weswegen sie auch keine große Lust haben, sich dem feuchten Element auszusetzen. Überhaupt sind sie sehr eigenwillig.

Uns wurde ja schon angekündigt, dass Lisa und Gipsy uns anfangs austesten werden. Aber dass wir noch in Sichtweite zur Forstmühle ein erstes Mal zum Stehen kommen, haben wir nicht gedacht. Es dauert. 20 Minuten. Wenn das so weitergeht! Und genau das tut es, denn es wird nicht die letzte Pause sein, die wir auf unserer Tour einlegen. Man sagt, Esel seien störrisch. Und spricht ihnen damit eine äußerst menschliche, dazu negative Eigenschaft zu. Wir lernen: Esel sind nicht störrisch; aber sie haben ihren eigenen Rhythmus, ihren eigenen Willen. Wenn sie fressen wollen, dann fressen sie; wobei es erstaunlich ist, wie unempfindlich die weiche Schnauze eines Esels gegenüber stacheliger Kost ist.
Irgendwann geht es weiter. Bis zum nächsten leckeren Strauch. Wir ersinnen eine List und nehmen einen Zweig als Wegzehrung mit. So lassen sich Lisa und Gipsy zum Weiterziehen animieren. Manchmal zumindest. Die Mutter ist die Gemütlichere, die Tochter läuft stets ein paar Meter vorneweg. Ich führe Gipsy – es ist also fast wie im richtigen Leben, denke ich, weil auch ich immer schneller laufe als Susanne. Wird der Abstand zu groß, wartet Gipsy auf Lisa. Vielleicht sollte auch ich öfters mein Tempo anpassen.
Überhaupt kommen einem bei einer Eselwanderung über die Wege des Westerwalds – hier fuhr einst die Nassauische Kleinbahn – so manche Gedanken. Analogien zum Leben: Wie oft ist man ungeduldig, wenn es nicht so weitergeht, wie man es geplant hat, wie man will? Den Esel interessiert das nicht. Er trabt langsam den Pfad entlang. Und frisst mal wieder. Wenn er steht, dann steht er, lässt sich höchstens ein paar Zentimeter schieben, um wie fest verwurzelt die Beine zu strecken. Die lassen sich nicht vom Boden lösen, als würde ein starker Magnet den Huf auf dem Grund halten.
Also warten wir und schauen den Damen beim Fressen zu. Manchmal halten sie auch einfach so inne. Dann vertreiben wir uns und ihnen die Zeit, indem wir sie an den langen Ohren kraulen, die sie radargleich sogar unabhängig voneinander in alle Richtungen drehen können. Lisa mag es, am Hinterteil gestreichelt zu werden. Wenn man Glück hat, setzt sie sich wieder in Bewegung. Wenn man Glück hat, und sie will. Führe ich den Esel oder führt er mich?
Die Strecke, die wir an diesem ersten Tag zurücklegen wollen, beträgt zwölf Kilometer. Etappenziel ist ein Café. Doch aus dem Stück Kuchen wird nichts. Wir schaffen rund vier Kilometer. Dann bleiben Lisa und Gipsy stehen. Nichts geht mehr. Vielleicht haben hinter der nächsten Wegbiegung ein paar Kühe gewartet, mit denen die Eseldamen ungute Erfahrungen gemacht haben, mutmaßt Nadine Ludwig nach unserer Rückkehr.
Den Heimweg gehen die Damen übrigens recht leichtfüßig, sodass man sie zuweilen etwas bremsen muss. Wenn Esel einmal einen Pfad gegangen sind, erinnern sie sich ihr Leben lang daran. Lisa und Gipsy würden auch ohne uns nach Hause finden – ja, sie bocken sogar ein wenig, als wir – unwissentlich – einen Umweg einschlagen wollen.
Das Ziel des Rundwegs haben wir also mit der Koppel der Forstmühle erreicht. Dass unser Kaffeedurst ungestillt blieb, macht nichts…

Noch unergiebiger ist die Wanderung am zweiten Tag: Nach hundert Metern ist erst mal Schluss. Nichts zu machen. Das Fallobst am Wegesrand schmeckt offenbar zu gut. Als uns Nadine Ludwig nach einer Dreiviertelstunde zu Hilfe kommt und ein paar Meter mit uns geht, lassen sich Lisa und Gipsy zum Weitergehen animieren.
Es müsste die Stimme der Eselhalterin als App für das Smartphone geben, falls es mal wieder etwas länger dauert, denke ich; dann könnte man die Langohren überlisten. Als Nadine Ludwig wieder zur Mühle zurückkehrt, gehen die Esel noch ein paar hundert Meter. Die Streckenführung sieht vor, ein Stück Landstraße zu gehen. Mit unwilligen Eseln macht das aber keinen Spaß, wir kehren um. Doch auch heute haben uns die Esel ein paar Einsichten geschenkt: Manchmal kann man einfach nichts erzwingen. Und falls doch – was bringt es am Ende? Glücklich macht man keinen damit. Lisa und Gipsy erinnern uns daran, dass wir Rücksicht auf die Belange derjenigen nehmen müssen, die mit uns unterwegs sind – egal, ob sie zwei oder vier Beine haben. Manchmal geht es eben nicht weiter, dann muss man seine Route, seine Pläne ändern. Die Welt geht davon nicht unter. Das Glück, sagt man, liegt auf dem Rücken der Pferde. Und wir haben begriffen: Das Leben ist manchmal ein Esel.

Eselswanderung am 9. August 2014
ein Bericht von Helmut Reichelt

Wandern mit dem Esel – für uns eine ganz neue Erfahrung – mit einem Riesenrespekt vor dem Tier, das sich zunächst gar nicht so leicht führen lässt, wie man es sich als Laie vorstellt.

Nach einer Einweisung durch Frau Ludwig von der Braubacher Forstmühle und Striegeln der Tiere ging es erst am Stall entlang in Richtung eines Waldweges zum Traberloch. Die erste Bewährungsprobe für uns gab es bei einer sumpfigen Stelle, welche die Esel nicht durchqueren wollten; lieber gingen sie den trockeneren Weg durch das Dornengebüsch, dann den Waldweg hinauf zum ehemaligen Bahndamm der Nassauischen Kleinbahn oberhalb der Haltestelle Zollgrund. Den östlich von Becheln gelegenen Limesturm erreichten wir zwar nicht, denn Esel haben ihren eigenen Kopf und interessante Pflanzen gab es genug des Wegs, doch wir fanden eine schöne Stelle zum Picknicken und einen Hochsitz, wo wir „unsere“ Eselsmädchen sicher festmachen und diese grasen lassen konnten.

Auf dem Rückweg liefen die Tiere wesentlich schneller und wir hatten den Eindruck, dass Lisa und Gypsi ihren Stall rochen, denn Gypsi entwickelte ungeahnte Kräfte.

Esel sind Steppentiere und bevorzugen trockene Böden und deshalb versuchte Gypi wohl, mich auf die Straße in Richtung Braubach zu drängen, um die noch feuchte Wiese und die Passage durch den Morast zu vermeiden.

Für uns eine schöne Wanderung, die wir in der nächsten Zeit auf einem anderen Teil des ehemaligen Bahndamms der Nassauischen Kleinbahn fortsetzen möchten.

Für Eisenbahnfreunde gehts hier zur Hompage von Helmut Reichelt.

Mit Eseln über Stock und Stein
von Ilona Dudas-Gürtler

Drei Tage waren wir mit ihnen unterwegs. Mit Lisa und Gipsy: Mutter und Tochter. Gipsy immer vorneweg, Lisa gemütlich hinterher. Seit einiger Zeit schon habe ich immer wieder Berichte vom Eselwandern gelesen und sofort Feuer gefangen. Das wollte ich auch machen.

Ein besonderer Urlaub…

Mit meiner Familie und zwei Eseln losziehen und die Natur auf diese besondere Art erleben und erfahren. Bestimmt würde es Herausforderungen geben, ein Stück Selbsterfahrung würden diese Wanderungen sein. So unterschiedlich, wie wir in der Familie vom Charakter und der Persönlichkeit sind, so unterschiedlich würden wir auch die Tiere und ihre Launen handhaben. Und: Esel gelten als störrisch, schwierig, launisch, bockig, gar als dumm. Bleiben mitten im Laufen einfach stehen, wollen nicht weiter, verweigern sich, niemand weiß, warum, nur sie. So stehen sie da, man erreicht nichts, wenn man sie antreibt, am Halfter zieht, mit ihnen schimpft oder gut auf sie einredet. Sie gehen erst weiter, wenn sie es wollen. Das fand ich so spannend, dazu meine Kindheitserinnerungen an Urlaube am Mittelmeer, wo uns Eselgeschrei morgens geweckt hat und ich diese Tiere so flauschig weich und wunderschön mit den langen Ohren und dem feinen Gesicht fand.
Nun war es also soweit. Ich hatte einen Hof bei Nassau gefunden (die Forstmühle), der vier wandertaugliche Esel hat. Hier bezogen wir zwei Zimmer, hatten eine Gaststube im Haus für den großen Hunger am Abend und konnten jeden Tag eine neue Wanderroute mit der Inhaberin Nadine Ludwig besprechen.

Verflixte erste halbe Stunde…

Zum Glück waren wir Gipsy und Lisa wohlgesonnen, so dass sie bereit waren, mit uns loszuziehen. Wir bekamen den Hinweis, dass die Esel die erste halbe Stunde eine Testphase bei den Mitwanderern einbauen: Was lassen die zu? Wie streng sind die? Wieweit können wir uns durchsetzen? Ich war ehrlich gesagt etwas angespannt, ob wir es schaffen würden, die Teststrecke, die über eine Brücke und eine saftige Wiese führte, zu meistern. Was wir uns auf keinen Fall leisten durften, waren zwei verzogene Esel, die nur noch mit uns machten, was sie wollten!
Nach der ersten halben Stunde – sie müssen einen besonders genauen Zeitsinn haben – konnten wir sie dann nicht mehr halten. Sie rissen die Köpfe zur Seite, stemmten ihr Gewicht in die gleiche Richtung und begannen zu fressen. (Esel haben Kraft! Sie wiegen 150 bis 300 Kilo…). Nun waren wir quitt: Sie ließen uns unseren Willen zu Beginn der Wanderung, jetzt bekamen sie ihren Willen…
Oft klappte es recht gut. Sie zeigten uns ganz klar, wann sie bereit waren, sich auf uns einzustellen oder auch nicht. Dann nutzte kein freundliches und kein lautes Wort, kein kräftiges Hochziehen des Halfters und selbst zu dritt schafften wir es nicht, sie anzuschieben. Sie stemmten die Vorderbeine nach vorne, den Kopf nach hinten und zeigten an: „Jetzt geht gar nichts mehr! Du kannst mich mal! Mit mir nicht.“ Wir hatten es verstanden und ließen sie grasen, bis sie bereit waren, sich nach uns zu richten. Eigentlich ist es gar nicht schwer, mit den Eseln zu wandern. Sie zeigen einem genau, was geht und wann was geht. Und: Dumm sind sie ganz und gar nicht. Ganz sensibel wartete Gipsy immer wieder, bis Lisas Schritte näher rückten, um den Weg fortzusetzen. Was gar nicht ging, dass wir aßen und sie laufen sollten! Entweder alle oder keiner. Esel haben soziales Feingefühl.
Bergauf laufen mochten sie nicht. Ihr Tempo fiel unterhalb gemächlichste Esel-Schrittgeschwindigkeit oder sie blieben ganz stehen. Bergab dagegen war ihnen ein Vergnügen. Mutter Lisa rannte meistens die Waldwege hinunter, nahm auch die steile Treppe im Wald mit Schwung, was mir danach noch eine Weile lang heftiges Herzklopfen und weiche Knie bescherte! Überraschend war für uns auch, dass sie sich auf einem staubigen Wegabschnitt erst die Schnute in den Weg drückten, dann herunterknickten, um sich ausgiebig im Staub zu wälzen!

Der Abschied…

Am letzten Wandertag machten wir die Erfahrung, dass Esel Gedanken lesen können, Stimmungen sensibel wahrnehmen oder sogar Unterhaltungen verstehen…
Bei der Routenbesprechung äußerten wir, dass unsere Route gemütlich sein sollte, damit die Esel genug Zeit hätten, nach Lust und Laune zu grasen. Sie sollten nicht gehetzt werden müssen. Wir wollten ihnen etwas Gutes tun und etwas müde und träge seien wir auch…
Was taten die Esel? Nach Überquerung der Brücke schafften wir es nicht, sie von der Wiese fernzuhalten. Wir waren keine Minute unterwegs, schon grasten sie frech und selbstbewusst. Ließen sich nicht weiterbewegen, von wegen, die erste halbe Stunde streng bleiben… Sie fraßen, liefen einen Schritt, fraßen. Blieben stehen, verweigerten den weiteren Weg. Fraßen Himbeersträucher und das, was am Waldrand wuchs. Maximal drei Schritte lustlos gelaufen, blieben sie stur stehen. „Wir haben doch gehört, dass ihr uns heute besonders Gutes wollt! Grasen, wenn wir es wollen, keine Hetze, keine Strapazen!“ Keine hundert Meter sind wir gekommen. Ich war schnell beim Gedanken, alles sei zwecklos heute, wir sollten sie gleich zurückbringen in ihren Hof und die Wanderung alleine machen. Die Familienmitglieder, die ausdauernder sind, setzten sich zum Glück durch und wir gaben uns größte Mühe, die Wanderschaft in Gang zu bringen und alle Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Die Esel blieben an dem Tag eigenwillig und liefen, sofern sie überhaupt liefen, die meiste Zeit betont langsam und lustlos. Als wollten sie ausdrücken, wie wir uns fühlten…. Müde, geistig schon Abschied nehmend und leicht verunsichert, was die Eselführung angeht… Als wir beschwingter wurden, es auf wunderschönen serpentinenartigen Waldwegen durch dichtes Laub ging, wurden auch sie vitaler.
Der Abschied war innig. Lisa legte ihren Kopf auf unsere Schulter und ließ sich lange klopfen und streicheln.
Ich glaube, sie sagte damit: „Ihr könnt ruhig wiederkommen!“ „Das machen wir!“, haben wir ihr geantwortet. Gipsy hörte Heu kauend zu.

3 Tage unterwegs mit den Eselinnen Lisa und Gipsy
von der Forstmühle-Braubach

2 Eselinnen, 1 Frau, 2 junge Mädchen, so waren wir unterwegs. Etappe 1 führte uns von der Forstmühle in Braubach zum Hofgut Dachsborn in Dachsenhausen, Etappe 2 von dort zum Ponyhof Ludwig in Schweighausen, die 3. Etappe wieder zum Ausgangsort.
Als alte Eselwanderfans freuten wir uns riesig auf diese Tour.

Etappe 1: Forstmühle Braubach – Hofgut Dachsborn

Nachdem wir Familie Ludwig, ihre Gäste, einige Katzen, Hunde, Ponys, Pferde, Esel und andere Tiere kennen gelernt hatten, machten wir’s uns erst einmal in einem kuscheligen Zimmer gemütlich, damit wir am nächsten Tag ausgeruht starten konnten.
Nach dem Frühstück: dann der theoretische Esel-Check, die Tourbesprechung, die Karten und die Eselpflege: streicheln, bürsten, massieren, Hufe kontrollieren, satteln und die schwierigste Aufgabe: das Gepäck sinnvoll auf die beiden Esel verteilen!
Noch mal die Telefonnummern überprüft und dann ging’s bei diesigem Wetter los. Die längste Etappe lag vor uns:
Wir kamen durch einen schönen Wald, sahen die drei Schlote der alten Silbermine und die Marksburg – toll! Es fiel uns aber nicht immer leicht, die Wege auf der Karte wiederzufinden. Der erste Tag war natürlich auch wegen der Eselinen sehr spannend: Wer sind die tierischen Gefährten, was ihre Charakterzüge, ihre Vorlieben? Wie schnell bleiben sie stehen, wenn wir uns unterhalten und nicht mehr so konzentriert sind. Das Besondere an diesem Tag war Lisas Verhalten. Sie war vielleicht einfach nur „mit dem linken Huf aufgestanden“, denn sie hatte kein sichtbares körperliches Problem an den Hufen; vielleicht waren sie auch einfach empfindlich – jedenfalls lief sie durchweg langsam, halb so schnell wie Gipsy und wir hatten einfach keinen Trick auf Lager, um das zu ändern. Unser Mittagspicknick hielten wir dementsprechend kurz und wir waren happy, als wir am Abend hinter Erlenborn den Hügel hinunter schauend den ersten Blick auf Hofgut Dachsborn werfen konnten. Ein Hofgut mit Kapelle und Berner Sennerhunden, spritzigen Pferden – wow! Frau Ludwig von der Forstmühle hatte uns Eselmüsli und Putzzeug hergefahren. Wir versorgten und putzten die Tiere, kratzten die Hufe aus und brachten sie auf eine Weide. Frau Hoffmann machte für uns Abendessen. Duschen, essen, schlafen, wir waren rundum zufrieden!

Etappe 2: Hofgut Dachsborn – Ponyhof Ludwig

Am nächsten Morgen ging’s wieder ein Stück zurück nach Erlenborn und dort wieder in den Wald. Nachdem wir die lange erste Etappe mit Lisa-Tempo geschafft hatten, überlegten wir schon, was wir am Nachmittag anstellen könnten und genau dabei haben wir uns wahrscheinlich richtig gut verlaufen. Aus dem Wald kommend interpretierten wir die Landschaft falsch und waren gegen Mittag in Gemmerich, was nicht auf unsere Route gehörte. Vorteil: von dort aus sah man sehr klar am Horizont das „Heiße Bäumche“, wo wir eigentlich gegen 12 Uhr ein Mittagspäuschen-Picknick machen wollten. Naja, es vergingen noch einmal 2 Stunden, bis wir über die Feldwege im Zickzack den langen Hügel hoch gegangen waren (Lisa war immer noch langsam) und wir mussten eine Brücke über einen kleinen Bachlauf finden. Auf diesem Teil der Etappe wurde viel gejammert und geflucht. Am Heiße Bäumche waren wir dann alle happy.- wir hatten 2/3 der Tagesstrecke hinter uns und ein irres Panorama von hier oben: im Hintergrund lagen Hunsrück, Eifel und Hochtaunus.. Lisa war auch überm Berg – vielleicht hatte sie uns nun endlich in ihr Herz geschlossen, warum auch immer, sie lief ab jetzt im Eseltempo. Das war Entspannung pur. Das Laufen machte Spaß. Die Nachmittagstour war entspannt und entspannend, sogar witzig. Wir hatten die Info bekommen, dass wir vorm Schweighausener Wald über eine Brücke mussten, nur war da keine. Gut war, dass wir’s Glucksen hörten, das war der Bach. Aber mal ehrlich: sind sie schon mal über ne Brücke gelaufen, die wie ganz normaler Feldweg aussieht? Wieder durch den Wald und dann kamen wir zum Ponyhof Ludwig in Schweighausen…………… hier begegneten wir erst mal einem netten Herrn Ludwig mit Mitarbeitern am Stall – und hier war mords-was-los: Jede Menge Ponys und Kinder. Jede Menge Wanderreiter und ihre Pferde und wir mit 2 Eseln. Wir wissen ja, wie empfindlich Pferde sein können, also blieben wir mal ein bisschen weg vom Gewimmel, um die Esel abzusatteln und zu versorgen. Frau Ludwig von der Forstmühle hatte uns in der Zwischenzeit netterweise wieder die Sachen und unsere Schlafsäcke vorbei gebracht. Gebucht hatten wir hier nämlich Heuhotel. Waren wir froh, als wir überraschend in einem Apartment schlafen konnten! Duschen, essen, schlafen – herrlich! Der Tag klang im Schweighausener Wirtshaus aus: und das ist natürlich auch der Ponyhof Ludwig.

Etappe 3: Ponyhof Ludwig – Forstmühle Braubach

Eine kurze Etappe mit geraden gut beschilderten Strecken erwartete uns heute. Das Frühstück war traumhaft und Herr Ludwig erklärte uns, wo wir ungefähr den Einstieg zum Limes finden könnten, lies aber gleichzeitig durchblicken, dass es auch für Ortskundige nicht einfach sei. Wir haben ihn gefunden: wir standen auf dem ersten, nicht erschlossenen Stück Limes hinter Schweighausen – aber wir hatten uns das erhebende Gefühl hart mit Brombeerheckenschrammen erarbeitet. Dann folgten wir dem gut ausgebauten Limesweg durch den Wald und konnten uns dabei an vielen Tafeln über den historischen Limes informieren und Reste der Limestürme bestaunen. Im Bechelner Dorfgemeinschaftshaus Wolfsbusch kehrten wir ein. Hier gab es auch Fundstücke aus der Römerzeit und eine Limes-Landschaftsmalerei an den Wänden, gemalt von einem international bekannten Bechlner Graffity-Künstler. Danach ging’s an Weiden vorbei hinab ins Tal Richtung Kleinbahntrasse.

Die Orientierung hier war sehr leicht, da man die drei Schornsteine wieder in der Ferne sah. Schautafeln mit Fotos und historischen Nachrichten luden immer wieder zum Lesen ein. Der Weg ging an einem Bach entlang, der leise vor sich hin gurgelte. Bald kam uns ein Pony entgegen: wir näherten uns der Forstmühle. Die Eselinnen freuten sich auf ihr bekanntes Zuhause und stürzten sich gleich auf eine Riesenportion Heu. Wir waren ein wenig traurig, die Zeit war sehr schnell verstrichen und die zweite Hälfte der Tour war einfach ungetrübt schön gewesen. Wir waren als kleine Reisegruppe jetzt so gut miteinander vertraut und hätten gut weiter laufen können.
Beschlossene Sache: Die nächste Tour wird mindestens 4 Tage lang!
Durch strömenden Regen fuhren wir nach Hause. Glückliche, abwechslungsreiche Wandertage waren das gewesen!